Die Vergessenskurve – wir lernen selten für immer!
Wir alle kennen bestimmt die Situation, dass wir für eine Prüfung etwas gelernt haben und anschließend uns an nichts mehr erinnern konnten. Das hat nichts damit zu tun, dass wir nicht genug gelernt haben, ganz im Gegenteil, unser Gehirn vergisst einfach, wenn wir dem nicht aktiv entgegenwirken.
Unser Gehirn arbeitet nämlich sehr ökonomisch und selektiv. Das muss es auch, denn jede Sekunde entstehen in ihm zahlreiche Verbindungen zwischen den Nervenzellen.
Stellen Sie sich das Gehirn wie ein Straßennetz vor. Alle Inhalte sind über Wege miteinander verbunden. Je öfter Sie einen Weg gehen, desto breiter und wichtiger wird er und desto besser können Sie sich an die Informationen erinnern. Durch ständiges Üben und Wiederholen festigt sich somit das Gelernte.
Dass wir Gelerntes vergessen, entdeckte im Jahr 1885 der deutsche Professor Dr. Hermann Ebbinghaus. Dieser gilt dank seiner Ergebnisse als Pionier der Gedächtnisforschung. Er fand heraus, dass wir uns nach 20 Minuten nur mehr an 60%, nach einer Stunde nur mehr an knapp die Hälfte und nach einem Tag sogar nur mehr an 34% erinnern können. Nach 6 Tagen können wir uns immerhin noch an 23% erinnern und etwa 15% bleiben konstant in unserem Gedächtnis haften.
Das meiste vergessen wir somit kurz nach dem Lernen!
Kritisiert wurde Ebbinghaus allerdings dafür, dass er in seinem Experiment ausschließlich Unzusammenhängendes lernte.
Es macht allerdings einen großen Unterschied, was und wie wir etwas lernen. Christian Michel und Felix Novak fanden nämlich heraus, dass die Kategorie, der ein Lernstoff angehört, erheblich die Vergessenskurve beeinflussen kann. So vergessen wir innerhalb von 30 Tagen nur 5%, wenn wir Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten gelernt haben. Wenn wir Gedichte lernen etwa 25-50% und bei Prosa 53-60%.
Wie kann man nun die Vergessenskurve überlisten?
Eine Möglichkeit, die Ihnen helfen kann, die Vergessenskurve so flach wie möglich zu halten, ist das Mindmappen, das wir Ihnen in unserem letzten Beitrag vorgestellt haben. Durch das Sammeln und Strukturieren des Stoffes gehen Sie sozusagen die Wege in Ihrem Gehirn mehrmals und festigen sie dadurch. Dank der Kombination von Formen, Schrift und Farben kommt es zu einem Wechselspiel der Gehirnhälften, was wiederum das Festigen fördert.
Die einfachste aller Möglichkeiten ist allerdings das altbekannte Wiederholen. Das hat auch Leonardo da Vinci erkannt:
„Ich habe herausgefunden, dass es einen Nutzen bringt, nachts im Bett zu liegen und in die Dunkelheit zu blicken und dabei im Geist das zu wiederholen, womit man sich beschäftigt hat. Dann versteht man die Dinge nicht nur besser, sondern erinnert sich auch leichter daran.“
Wir werden Ihnen noch viele weitere Möglichkeiten vorstellen, wie Sie die Vergessenskurve austricksen können, also bleiben Sie gespannt!