Stellen Sie sich folgendes vor:
Sie besuchen zwei Schulklassen.
In der ersten arbeiten die Schüler und Schülerinnen mucksmäuschenstill. Sobald ein Geräusch zu hören ist, wird von der Lehrperson streng ermahnt, dass man den Vortrag nicht unterbrechen soll.
In der zweiten arbeiten die Schüler und Schülerinnen in Gruppen gemeinsam und motivieren sich gegenseitig. Die Lehrperson geht zwischen den Gruppen umher, ermuntert die Lernenden und steht mit Rat und Tat zur Seite, lässt aber auch genügend Raum für Eigeninitiative.
In welcher Klasse wären Sie lieber?
In welcher Klasse lernt man mehr?
Genau mit dieser Problematik hat sich der Bildungsforscher John Hattie beschäftigt. Über den Zeitraum von mittlerweile mehr als 20 Jahren analysierte er diverse Bildungsstudien aus den verschiedensten Ländern, in denen insgesamt über 250 Millionen Schüler und Schülerinnen teilnahmen. Die Studien fasste er zusammen und filterte Gemeinsamkeiten heraus. Schlussendlich kamen folgende wichtigen Punkte für einen guten Unterricht heraus:
LEHRPERSON ALS COACH
Der Lehrer oder die Lehrerin sollte in einer Klasse nicht als Vortragender, sondern als Coach agieren. Die Lernenden sollen zu mehr Selbstständigkeit erzogen werden. Sie sollen motiviert werden, selbst Lösungen zu finden und wenn nötig selbst wissen, wo sie Hilfe finden und bekommen können. Die Lehrperson nimmt in der Klasse nur eine Stellung als Berater wahr, der die Lernenden in die richtige Richtung lenkt.
FEEDBACKKULTUR
Hand in Hand mit der Lehrperson als Coach geht eine funktionierende Feedbackkultur einher. Diese soll dazu beitragen, dass die Lernenden jederzeit wissen, wo sie gerade stehen und an welchen Fehlern noch gearbeitet werden muss. Dabei ist auch die Lehrperson gefordert, dass sie gute Aufzeichnungen über den aktuellen Stand der Schüler und Schülerinnen führt.
HAUSÜBUNGEN
Laut John Hattie sind Hausaufgaben nicht das Nonplusultra in der Schule. Sie sollten hauptsächlich dazu dienen bereits erlernten Stoff zu festigen. Grundsätzlich sollte aber in der Stunde wiederholt werden, damit dem guten und umgehenden Feedback nichts im Weg steht.
Man kann also erkennen, dass die Klassengröße, der Einsatz der neuesten Medien oder die Abläufe in der Schule sich gar nicht so stark auswirken, wie von vielen Leuten kolportiert wird. Ebenfalls ist es für John Hattie nachweislich die Lehrerpersönlichkeit und deren Fachwissen, wenn es um wirkliche Qualität im Unterricht geht!